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Ein Jahr Krieg in der Ukraine

Stimmen aus der betroffenen Bevölkerung und unserem Team

Genau vor einem Jahr eskalierte die bereits angespannte Situation in der Ukraine und ein Krieg brach aus, der bis heute unfassbares Leid hervorgebracht hat und auch noch lange hervorbringen wird.

 

Wir möchten diesen Rückblick aus der Perspektive derjenigen schildern, die durch den Kriegsausbruch am meisten betroffen waren.

 

Das sind die Menschen in der Ukraine, die täglich mit den Konsequenzen des Krieges umgehen müssen, diejenigen, die vor dem Krieg nach Deutschland geflohen sind sowie unserer Helfer:innen, die tagtäglich ihr Bestes geben, um das Leid zu mindern.

Hier finden Sie

  • Einen chronologischen Überblick über die Entwicklung unseres Hilfsprojektes in der Ukraine und Rumänien finden Sie auf der Seite unseres Partners der Zentralen Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST)

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Im Jahr 2022 gingen auf unserer psychologischen Hilfshotline 8.687 Anrufe ein.

 

Die Themen drehten sich um permanenten Stress, traumatische Erfahrungen, Sorge um die Familie.

Oft waren die Menschen isoliert und brauchten Zuhörer, die sie psychisch stabilisierten.

Wir möchten diesen Menschen eine Stimme geben und zeigen, wie viel menschliches Leid durch die Eskalation am 24.02.2022 verursacht wurde. Achtung: Die folgenden Schilderungen können verstörend wirken!

Das psychosoziale Team ist seit Ausbruch des Krieges jeden Tag im Einsatz. Sie leisten direkte erste psychologische Hilfe über die Hotline, aber auch vor Ort. In Luftschutzbunkern, auf der Straße, in Gemeindezentren. Überall, wo sie benötigt wird.

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Die meisten Menschen riefen aus dem Osten der Ukraine und den besetzten Gebieten an. Hier finden Sie eine Karte, welche die Ursprungsregionen zeigt.

Menschen kontaktieren uns aus ihren Kellern während der Raketeneinschläge"

Video

Elizaveta ist Teil des psychosozialen Teams in der Ukraine. Hier erzählt sie von ihrer Arbeit und unserem Projekt.

Geshichten

Die folgenden Geschichten wurden anonymisiert.

“Und wieder einmal wiederholte sich die Geschichte.

Ich wachte morgens auf und hörte laute Schüsse, hatte Panik und wusste nicht, was ich tun sollte.”

April 2022

"Ich beginne meine Geschichte im fernen Jahr 2014, dem Jahr, in dem ich gezwungen war, meine Heimatstadt mit meiner Familie zu verlassen, weil die Kampfhandlungen dort begannen und die Invasoren bald darauf die Stadt eroberten. Ich war erst 9 Jahre alt und verstand den Ernst der Lage nicht. Wir zogen in das Haus meiner Großeltern, aber auch dort begann bald schwerer Beschuss. Und eines Tages schlug eine (BM-21 Grad) Granate in unseren Hof ein, zu diesem Zeitpunkt stand mein Großvater am Fenster und bei der Explosion zersprang das Glas und verletzte sein Gesicht, alles war blutverschmiert, auch der Hof war zerstört. Wir waren sehr verängstigt und mussten wieder in eine andere Stadt umziehen. Es war sehr anstrengend für mich, mein Auge zuckte und laute Geräusche machten mir Angst. Bald schien sich alles zu beruhigen, und wir lebten uns ein und gewöhnten uns an unser neues Zuhause. Im Laufe der Jahre habe ich diese Stadt lieben gelernt. Dann beendete ich die Schule und mein Hauptziel war es, in Charkiw zu studieren. Das ist mir gelungen, ich bin nach Charkiw gezogen und habe in einem Wohnheim gewohnt. Es war die schönste Stadt, die ich je gesehen habe! Ich habe dort sehr gerne gelebt. Dann kam ich über das Wochenende nach Hause, und wieder einmal wiederholte sich die Geschichte. Ich wachte morgens auf und hörte laute Schüsse, hatte Panik und wusste nicht, was ich tun sollte. Bald schaffte ich es, mit einem Menschen zu fliehen, den ich gerade erst kennengelernt hatte und der mir half. Er holte mich aus diesem Horror und dieser Angst heraus. Die Flucht war sehr beschwerlich, mit riesigen Staus, die 5-7 Stunden andauerten. An den Tankstellen gab es lange Schlangen und überhaupt kein Benzin. Aber wir schafften es trotzdem, nach drei Tagen unterwegs einen sicheren Ort zu erreichen. Ich war sehr froh, dass ich fliehen konnte, aber meine Großeltern weigerten sich kategorisch, das Haus zu verlassen. Ich weinte jede Nacht und machte mir große Sorgen um sie, denn außer ihnen hatte ich niemanden mehr, seit meine Mutter vor fast zwei Jahren gestorben war, und das war der größte Schmerz, den ich in meinem Leben empfunden hatte. Zu meiner Großmutter hatte ich so gut wie keinen Kontakt, und es war sehr schwer, sie zu erreichen. Jedes Mal, wenn ich mit ihr sprach, hörte ich sehr laute Schüsse. Jedes Mal bat ich sie, zu gehen, aber sie weigerte sich. Doch eines Tages gelang es mir, sie zu überreden, und sie fuhren mit dem Evakuierungszug weg und kamen zu mir. Ich war so glücklich, sie lebendig und gesund zu sehen! Jetzt scheine ich an einem sicheren Ort zu sein, obwohl es ständig Alarme und gelegentliches Bombardement gibt. Ich verfluche ganz Russland, Putin. Ich habe eine Menge Wut in mir.”

„Mit einem Mal war das alles vorbei, zu Ende. Das ist schlimmer als der Tod, denn man stirbt nicht physisch, sondern sieht zu, wie einem das Leben entrissen wird... Man existiert nur noch.“

Juni 2022

Eine 5X-jähige Frau Alter geändert) rief bei der Hotline an und bat darum, nur mit ihr zu reden und ihr zuzuhören. Sie rief aus einem der besetzen Gebiete im Osten der Ukraine aus an. "Verstehen Sie, ich lebte und arbeitete, kümmerte mich um meine Eltern, meine Enkel und Kinder kamen mich besuchen. Mit einem Mal war das alles vorbei, zu Ende. Das ist schlimmer als der Tod, denn man stirbt nicht physisch, sondern sieht zu, wie einem das Leben entrissen wird... man existiert nur noch. Ich habe keine Pläne, keine Wünsche, ich bin einfach nur ein Lebewesen. Die Angst, die ich jeden Tag beim Bombardement erlebe, ist bereits die Normalität. Ich kann nicht weggehen, weil ich unsere alten Eltern bei mir habe. Wir sitzen also da und erwarten jeden Tag unseren Tod. Ich frage mich, ob man es so sehen würde, dass ein Mensch auf seinen Tod wartet. Ich bin jetzt ohne Arbeit, ohne Unterricht, weil ich keine Zeit dafür habe, denn jede Minute ist man bereit für eine neue Explosion. Ich empfinde keine Wut, keinen Hass, keine Empörung - ich bin einfach nur geschockt." Die psychosoziale Fachkraft des psychosozialen Teams unterstützte die Frau und teilte ihr mit, dass sie sie verstehe, da sie selbst das Kriegsgebiet verlassen habe, ihre Verwandten jedoch nicht. Die Frau war sehr glücklich: "Sie können sich gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, dass ich die Möglichkeit habe, mit jemandem zu sprechen, der mich nicht nur mit Worten versteht, sondern mit eine Menschen, der es selbst erlebt hat. Ich bin sicher, dass wir uns nach dem Ende des Krieges auf jeden Fall wiedersehen und ich sie umarmen werde. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, die Stimme einer Landsfrau zu hören. Ich bin sehr dankbar, dass Sie mir zugehört und nichts Überflüssiges gesagt haben. Ich habe mich geäußert und es wurde leichter für mich, und die Tatsache, dass Sie meine Landsfrau sind, ist der größte Bonus. Vielen Dank!"

„Im April schlug eine Granate in unser Haus ein, und mein Mann starb an Schrapnellwunden.“

Oktober 2022

Die Hotline erhielt einen Anruf von einer Frau aus der Region Charkiw, die sagte, sie wisse nicht, an wen sie sich mit ihrem Problem der ständigen Depression wenden könne. "Im April habe ich auf einmal alles verloren, mein Haus und meinen Mann, er starb während des Beschusses, ich bin am 24. Februar in die Westukraine gegangen, und im April schlug eine Granate in unser Haus ein, und mein Mann starb an Schrapnellwunden. Ich verstehe den Sinn des Lebens nicht..., wie kann ich leben..., ein halbes Jahr ist vergangen, ich erinnere mich an all unsere glücklichen Tage, wie wir versuchten, ein Haus und einen Hof zu bauen, und irgendwann stand ich ohne sie da, was soll ich tun, sagen Sie mir, ist dieser Schmerz für immer? Wir haben zwei Mädchen, sie haben Mitleid mit mir und sie weinen mit mir, es ist nicht ihr eigener Vater, aber er hat sie aufgezogen. Ich verstehe, dass ich irgendwie lernen muss, zu leben, Kinder brauchen eine ruhige Mutter, nicht so wie ich jetzt, ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll!" Die psychosoziale Fachkraft hörte zu und schlug bestimmte kunsttherapeutischen Techniken vor sowie viel Zeit mit den Kindern zu verbringen, spazieren zu gehen, ein gemeinsames Hobby für ihre Kinder und sich zu finden, damit sie sich ablenken und den Schmerz des Verlustes gemeinsam erleben können. Für die Frau war es schwierig, eine gemeinsame Sprache mit den Kindern zu finden, da alle unter großem Stress standen. Das psychosoziale Team arbeitete mehrmals mit der Frau, um ihren Zustand zu stabilisieren. Danach fand eine Sitzung mit den Kindern statt. Nach mehreren Sitzungen waren bereits positive Veränderungen sichtbar.

„Wir holten Wasser aus dem nahen gelegenen Stausee und kochten unser Essen auf dem Feuer im Freien“

Oktober 2022

Eine Binnenvertriebene Frau aus der Region Donezk (2X Jahre alt), wandte sich an die psychosozialen Fachkräfte der Hotline: "Mein Mann und ich wollten das Haus nicht verlassen. Obwohl es lange Zeit weder Strom, Gas noch Wasser gab. Wir holten Wasser aus dem nahe gelegenen Stausee und kochten unser Essen auf dem Feuer im Freien. Wann immer es möglich war, schickten uns unsere Freunde, die die Stadt verlassen hatten, Lebensmittelpakete, aber das war sehr schwierig, weil nur wenige Menschen in unsere Stadt kommen. Wir haben überlebt, bis mehrere Raketen in unser Haus einschlugen. Es war am Abend, wir waren im Haus, schon nach der ersten Rakete war das ganze Haus zerstört, wir konnten uns aus den Trümmern retten und haben wie durch ein Wunder überlebt. Während wir uns aus den Trümmern retteten, schlug die zweite Rakete in die Überreste des Hauses ein und das Feuer brach aus. Mein Mann und ich waren verwundet, konnten aber noch laufen, und so beschlossen wir, zu Fuß zur Wohnung unserer Verwandten am anderen Ende der Stadt zu gehen. Am Morgen gingen wir zu unserem zerstörten Haus zurück, um zu sehen, ob einige Dinge und Dokumente erhalten geblieben waren, aber als wir das Haus erreichten, sahen wir, dass alles niedergebrannt war. All unsere Sachen und Dokumente. Wir verließen die Stadt in den Kleidern, die wir an diesem Tag getragen hatten". Nach dem Gespräch mit der Frau führte die psychosoziale Fachkraft ein Beratungsgespräch und mehrere Übungen zur Stabilisierung und zum Stressabbau durch. Nach einer gemeinsamen Analyse der Situation der Frau stellte sich heraus, dass sie Verwandte hatte, die sie um Hilfe bitten konnte. Diese halfen ihr tatkräftig und boten ihr eine Wohnung an.

„Ich habe nachts Albträume, und manchmal, wenn ich an etwas denke, bricht die Angst durch und mein Herz schmerzt“

Dezember 2022

Bei der Durchführung von Kursen mit Kindern und Eltern wandte sich ein Mann, der an Elterntreffen teilnahm, an die psychosoziale Fachkraft. Er bat um eine individuelle Beratung. Während des Gesprächs erzählte er seine Lebensgeschichte. „Ich bin 3X Jahre alt und habe mein ganzes Leben in einer kleinen Stadt gelebt und in einem Bergwerk gearbeitet. Ich habe zwei kleine Kinder, lebte ein glückliches Leben, auch wenn ich mich trotzdem oft beklagte. Ich begann es erst zu schätzen, als ich alles verlor, was ich erreicht hatte. Am 24.02.2022 wachte ich frühmorgens auf und stellte fest, dass mein Haus zitterte, ein Krieg tobte und mein fünf Monate alter Sohn in einem Kinderbettchen in der Nähe schlief. Es gab keine Möglichkeit zu fliehen, und es war nicht viel Geld da. Ich sprach mit meiner Frau und wir beschlossen, erst einmal zu Hause zu warten. Ich richtete den Keller ein, aber es war sehr kalt, und die Kinder wurden krank und machten uns zu schaffen. Später wohnten wir im Keller der Schule. Es war schwierig und beängstigend, und eines Tages kam es zu einem Beschuss, bei dem der Freund meiner Bekannten getötet wurde. In diesem Moment beschloss ich, meine Familie zu retten, setzte sie in einen Bus und sie fuhren weg - ich wusste nicht einmal, wohin. Es gab keine Kommunikation und ich wusste nicht, wie es ihnen ging. Nach einer Weile wurde die Gegend, in der wir lebten, besetzt. Ich habe den Keller eine Woche lang nicht verlassen, Menschen wurden getötet und bestraft. Es gelang mir, mit meinem letzten Geld auf die Krim zu fliehen. Von dort aus konnte ich Kontakt zu meiner Familie aufnehmen, sie waren am Leben, und das war die Hauptsache. Ich arbeitete in Teilzeit, um Geld aufzutreiben, und kämpfte, um nach Dnipro zu gelangen. Ich erlebte Terror und Angst, als ich durch die Kontrollpunkte fuhr. Jetzt sind wir zusammen, aber ich werde von Schuldgefühlen geplagt, weil ich das Land nicht verteidige, sondern versuche, meine Familie zu retten. Meine älteste Tochter war still und weinte die ganze Zeit, sie weigerte sich, zu essen oder spazieren zu gehen. Sie schaute nur noch auf das Telefon, das alarmierte mich. Ich habe dann psychologische Beratung gesucht, die ein wenig geholfen hat. Und jetzt, wo wir in Ihrer Gruppe waren, habe ich gesehen, dass meine Tochter wieder lebendig geworden ist, sie lächelt und kommt mit Freude zu Ihnen“; sagte der Mann mit einem Lachen. „Aber ich weiß nicht, wie ich weiterleben soll. Das Haus ist zerstört, ich weiß nicht, wie ich leben soll. Meine Eltern sind noch da, ich weiß nicht einmal, ob sie noch am Leben sind. Ich habe nachts Albträume, und manchmal, wenn ich an etwas denke, bricht die Angst durch und mein Herz schmerzt.“ Die psychosoziale Fachkraft des Projektteams leistete erste psychologische Hilfe, sprach mit ihm und unterstützte ihn. Gemeinsam führten sie kunsttherapeutische Übungen durch, so dass es dem Mann leichter fiel, sich zu öffnen und seine Gefühle zuzulassen. Sie griffen Atemübungen auf, um ihn zu beruhigen und zu stabilisieren. Nachdem sie gemeinsam mit dem Mann die Situation analysiert hatten, in der sich die Familie jetzt befindet, fühlte er sich besser. Die kunsttherapeutischen Übungen halfen gut, der Mann war überrascht. „Ich konnte mich beim Malen wie ein Kind fühlen!“ Gemeinsam sammelten sie Übungen, die zusammen mit der Familie den psychologischen Zustand und die Beziehungen in der Familie verbessern konnten. Die psychosoziale Fachkraft gab auch Empfehlungen, wie man sich mit Kindern während des Krieges verhalten sollte.

Karte Anrufe
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Auf der Karte ist zu erkennen, aus welchen Regionen der Ukraine die Anrufe stammen. Die meisten Menschen rufen aus dem Osten des Landes an, viele aus den besetzten Gebieten.

Intevierw Alexandra

"Ich war geschockt, empört und verzweifelt. Diese Gefühle begleiten mich seither, aber meine Arbeit als zunächst ehrenamtliche Helferin in Vollzeit und dann als Teil des Teams von IsraAID Germany hat mir geholfen, mit der Situation umzugehen."

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Alexandra Budnitski auf einem Community-Event an Halloween für ukrainische Geflüchtete in Frankfurt a.M.

Für mich ist es unglaublich, dass der Kriegsausbruch in der Ukraine schon ein Jahr her ist. Ich habe es geahnt, damals gab es viele Gerüchte um eine mögliche Invasion. Aber es gab auch sehr viele Menschen in der Ukraine, die das nicht für möglich gehalten haben. Am 24.02.2022 bin ich morgens aufgewacht und habe die Nachrichten gehört. Plötzlich flogen Raketen über Kiew. Es war schockierend. Mir war sofort klar, dass wir hier in Frankfurt bald viele geflüchtete Menschen aus der Ukraine empfangen werden. Ich war geschockt, empört und verzweifelt. Diese Gefühle begleiten mich seither, aber meine Arbeit zunächst als ehrenamtliche Helferin in Vollzeit und dann als Teil des Teams von IsraAID Germany hat mir geholfen, mit der Situation umzugehen. Am 2. März letzten Jahres bekam ich beispielsweise ein Video von Freunden, das zeigt, wie russische Panzer an meinem Elternhaus vorbeifahren, in dem ich aufgewachsen bin. Das ist im Norden von Kiew. Dieses Entsetzen und die Empörung, die ich spürte, empfinden auch die Ukrainerinnen, die Frauen, mit denen ich arbeite. Wir teilen diese Gefühle, und das vereint uns. Deshalb gibt mir die Arbeit auch persönlich so viel. Wir fragen uns gegenseitig: Das ist doch so furchtbar, wie wir das empfinden, nicht wahr? Diese Gefühle sind nach wie vor so präsent wie vor einem Jahr. Die Situation für die Menschen hier hat sich jedoch etwas verändert. Nach dem ersten Ankommensprozess, der für die Menschen vor allem aus administrativen Belangen wie dem Registrierungsprozess bestand, sind sie nun in einer Situation angekommen, wo sie sich mit ihrer Perspektive beschäftigen. Sie fangen an zu begreifen und zu akzeptieren, dass der Krieg noch viele Monate dauern wird. Einige von ihnen, die ich kenne, versuchten wieder zurück in die Ukraine zu fahren und dort eine Weile zu bleiben, aber tägliche Sirenen, Explosionen und mehrere Stunden in Bunkern sowie dauerhafte Stromausfälle beeinträchtigen das Leben sehr. Das Ende des Terrors ist leider nicht in Sicht. Nun verstehen Menschen, dass sie zur Zeit keine andere Wahl haben, als sich hier einzuleben. Deshalb kenne ich mittlerweile keine einzige Ukrainerin, die keinen Deutschkurs besuchen würde. Viele können sich schon gut verständigen. Und immer mehr Frauen sind auf der Suche nach sinnvollen Aktivitäten, die sie mit anderen Menschen – aus der Ukraine, aber auch vor allem hier aus der Aufnahmegesellschaft hier in Deutschland – in Verbindung bringen können. Alle Veranstaltungen, die wir von IsraAID Germany anbieten – sei es ein Kochevent, Kinderfest oder Leseclub – sind sehr gefragt. Unsere Angebote setzen genau an dem richtigen Punkt an: Wir schaffen Möglichkeiten, sich in die Gesellschaft zu integrieren, Kontakte aufzubauen, die eigene Gemeinschaft zu stärken. Das sind tolle Gelegenheiten dafür, die ersten Schritte in die Gesellschaft zu machen. Menschen beginnen langsam ihr Leben neu aufzubauen. Wie können wir am besten helfen? Die Möglichkeiten, Menschen zusammenzubringen ist genau das was gebraucht wird. Aber es geht natürlich immer besser. Nach der Ankunft ukrainischer Geflüchteter sind sehr viele Projekte und Initiativen auch hier in Frankfurt entstanden. Es gibt ein großes Angebot, was aber auch auf eine hohe Nachfrage stößt. Um die bestmögliche Hilfe anzubieten, ist aus meiner Sicht aber noch eine bessere Koordination unter den Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen nötig. Das wird aber momentan angegangen und wir werden dieses Vorhaben aktiv unterstützen.

Hier finden Sie den Podcast von Aktion Deutschland Hilft, in dem unser Helfer:innen zu Wort kommen.

Who Cares Podcast Folge 23Aktion Deutschland Hilft
00:00 / 22:41
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Darya (ehemalige Projektkoordinatorin) und Artur (Emergency Officer) bei der Sichtung von Hilfsgütern im Lager an der rumänisch-ukrainischen Grenze

In enger Zusammenarbeit mit

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Gefördert durch

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